§ 3 der Satzung der Freimaurerloge „Pythagoras zu den drey Strömen“ in der letztgültigen Fassung vom 30.11.1981 lautet :

„Die in der Rechtsform des Vereins organisierte Loge ist eine Kultusgemeinschaft mit weltanschaulich-philosophischer Zielsetzung. Sie strebt in bruderschaftlichen Formen durch ehrwürdige rituelle Handlungen und durch ihre sonstige Arbeit nach geistiger Vertiefung. Sie dient dem Humanitätsgedanken – der allgemeinen Menschenliebe, Brüderlichkeit, Toleranz, Mildtätigkeit sowie der Erziehung hierzu – zum allgemeinen Wohlergehen aller Menschen.“

Das besagt, dass die Loge ein Mittel ist zur Stiftung von Freundschaften weltweit ohne Ansehen von Rasse, Nation, Glaubensbekenntnis, beruflicher wie gesellschaftlicher Stellung unter Menschen, die sich sonst ständig fremd geblieben wären. Wer auf der Suche nach Selbsterkenntnis und nach mehr Tiefe und Sinn für sein Leben ist, dem öffnen sich im Kreise eher Ungleichgesinnter weite Räume.

Am Anfang steht das Erlebnis der Verbrüderung, das untrennbar mit der über viele Jahrhunderte überlieferten freimaurerischen Symbolik zusammenhängt, die das Erlebnis vergegenständlicht. Die Aufnahme eines Mitgliedes geschieht demgemäß anders als in üblichen Vereinen nicht nur durch wechselseitige Willenserklärungen, sondern im wesentlichen durch die feierliche Einweihung in einen Lebensbund.

Der Alltag des Logenlebens wird ausgefüllt mit Vorträgen, Konzerten, geselligen Veranstaltungen, bestimmt durch die 3 Leitsätze : „Schau in Dich !“ – „Schau um Dich !“ – „Schau über Dich !“. Sie münden in der Aufforderung : „Erkenne Dich selbst !“ Diesen Satz, der dem Lakedämonier Cheilon (um 550 v. Chr.) zugeschrieben wird, haben alle Denker dieser Welt bis heute in ihrem Streben nach Selbsterkenntnis in das Zentrum ihrer Persönlichkeitsbildung gestellt. Er steht auch in dieser Loge im Mittelpunkt. Dabei geht es in der Freimaurerei nicht um Ideologien, Dogmen, sittliche Normen, auch nicht um äußere Aufgaben, auch wenn es sie in größerer Zahl gibt, sondern um die Verbindung von verbindlicher Form und liberalem Geist. Die Freimaurerei hält die Form fest und gibt den Geist frei. So entartet die Form nicht zur bloßen Äußerlichkeit, sondern verleiht dem Geist Dauer und schafft Gemeinschaftsbindungen, die sich fester als gleiches Blut oder gleiche Sprache seit Jahrhunderten bis heute bestätigen und die die vortrefflichsten Werke in Kunst, Kultur, Politik, Wissenschaft und Technik entstehen ließen. Ein solches vertrauliches Innenleben bedarf zeitweiser Abgeschiedenheit, die wiederum gelegentlich der Grund für die von der Öffentlichkeit falsch verstandene Zurückhaltung der Freimaurer ist.

Nicht zuletzt stemmen sich Freimaurer der Zerstörung von Gemeinsinn, der Entwurzelung und Bindungslosigkeit entgegen und setzen der Leere des Alls und der Einsamkeit der Welt das Zusammengehörigkeitsgefühl der Bruderkette lokal wie weltweit entgegen. In solchem Denken und Handeln ist Freimaurerei religiös, aber keine Kirche, sondern ein Boden auf dem sich alle Glaubensbekenntnisse wiederfinden können. Religion heißt im Sinne des Wortes Bindung, ob an Gott, an das Weltall, an die Menschheit, an die Natur etc. bleibt jedem Freimaurer belassen. Ohne Bindung jedenfalls ist Gemeinschaftsleben kaum denkbar.